Karakorum und Erdene
zuu
Es
ist davon auszugehen, das Karakorum schon vor dem 13 Jhr. Gegründet wurde.
Rückschlüsse darauf, gibt die von Nord nach Süd angelegte Hauptstrasse, die das
Stadtgebiet in zwei annähernd gleich große Hälften gliedert. Es ist davon
auszugehen, dass diese Straße bereits in der Frühzeit der Stadt, in der ersten
Hälfte des 13.Jahrhundert angelegt worden ist, deutlicher Hinweis für eine von
Beginn an durchgeplante Stadt. Nahe der Straße fanden sich mehrere Werkplätze
mit einer ganzen Reihe von Feuerstellen und Öfen, die der Verarbeitung
verschiedenster Materialien dienten. Nach der Stadtbeschreibung Wilhelm
von Rubrucks (1256) überlieferte „Viertel der Cathai", der Nordchinesen
erstreckte sich in diesem Gebiet von Karakorum, die nach Rubruk „durch die Bank
Handwerker" waren. An die 400 chinesische Fundmünzen allein aus der
Stadtmittegrabung dokumentieren einen geregelten Geldumlauf. Mittelasiatische
Silbermünzen, darunter eine von 1237, die in der Münzlegende „Qorum" nennt
und damit das früheste datierte Namenszeugnis der erst 1235 erbauten Stadt
darstellt, deuten auf interkontinentale Handelsverbindungen schon in den
Anfängen der Stadt. Aus den Stadtmittegrabungen stammt auch eines der
wichtigsten datierten Zeugnisse aus der Spätzeit Karakorums das
Ayuširidara-Siegel, ein Siegel des Finanzministeriums aus dem Jahre 1371.
Die
deutsch-mongolischen Ausgrabungen im sogenannten Palastbezirk haben u.a.
nachgewiesen, dass der vermeintliche Khans-Palast nahe der Granitschildkröte
ein buddhistischer Tempel des 13. und 14.Jahrhunderts war. Die Ausgräber
vermuten, dass es sich um den in einer Karakorum-Inschrift beschriebenen
„Pavillon des Anfangs der Yüan" handelt. Der Unterbau dieses Pavillons ist
bereits zwischen 1235 und 1241 unter Ögedei Khaan errichtet worden, während der
Oberbau des Tempels erst 1256 unter Möngke Khaan vollendet worden ist. Der
Tempel symbolisierte Karakorum als den Ort, an dem die Dynastie der Yüan-Kaiser
ihren Ursprung hat. Der in den Jahren 2001 bis 2004 freigelegte Tempel war mit
38 m x 38 m eines der größten Bauwerke in Karakorum. Er ist der bisher älteste
mongolische Stupatempel und der nach Amyrbayasgalant größte buddhistische
Tempelbau in der Mongolei. In unmittelbarer Nähe des Tempels sind ein weiterer
Tempel sowie etliche Brennöfen ausgegraben worden, ein in der Mongolei
einzigartiges technikgeschichtliches Denkmal.
Palast
und Palaststadt, nach Marco Polo eine „mächtige Burg", müssen nach dem von
einander unabhängigem Zeugnis aller zeitgenössischen europäischen und
persischen Quellen außerhalb der Stadt gelegen haben. Die wirkliche Palaststadt
liegt, wie die deutsch-mongolischen Ausgrabungen in den Jahren 2005 und 2006
bewiesen haben, nicht wie bisher angenommen im Südwesten der Stadt, sondern
tatsächlich außerhalb der Stadt unter Erdene zuu. In sechs Wallschnitten konnte
2005 und 2006 nachgewiesen werden, das die Klostermauern von Erdene zuu auf den
etwa 7,5 m dicken Stampflehmmauern der alten Palaststadt stehen. Nach
persischen Angaben war die Palaststadt wie das Kloster von Erdene zuu eine
Anlage mit vier Toren in alle Himmelsrichtungen.
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